OMIA – Operette Made in Austria, Wiener Wissen & Strafrecht für Autonome Fahrer: zwischen der geistreichen Leichtigkeit des Seins
Hoffentlich genießen sie noch die letzten Wochen der klassischen Sommerfrische und die damit verbundenen sommerlichen Programme beim wandern hoch in den Bergen, beispielweise vom Zillertal aus hinüber zum Blumendorf Alpbach … und vielleicht stöbern Sie vergnügt in Bibliotheken und in Museen, erfreuen sich Ihrer Fundstücke genußvoll im Schatten unserer Thermalbäder, oder erwartungsvoll vor interessanten Bühnen…
Manche von uns steigen ja auch in die Berge hinein und hinab in die Höhlen, wie jene im Achtal und Lonetal am Südrand der Schwäbischen Alb, seit diesem Sommer auch UNESCO-Weltkulturerbe, und finden dort bekanntlich die bisher ältesten entdeckten Musikinstrumente der Menschheit, die Flöten der Eiszeit, die wir – wie letzte Woche vorgeschlagen – inzwischen auch oberirdisch im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren betrachten können.
Wer nun von unseren Leserinnen und Lesern nach dem staunen über die 42.000 tausend Jahre alte Musikkultur von uns Menschen, und beschwingt von den heurigen Festspielen in Bregenz und in Salzburg neugierig ist, wie klassische Musik frisch gespielt werden kann, der freut sich diese Woche auf eine beachtliche Initiative:
Operette Made In Austria – OMIA.
OMIA ist der Versuch, die Operette neu zu positionieren und den Charme, die Genialität und die Brillanz neu zu interpretieren.
Operette hatte es nicht leicht, trotz des überwältigenden Erfolges weltweit und über Jahrzehnte hinweg – oder vielleicht genau deswegen.
Operette prägte nicht nur die Jahrhundertwende des alten Europas, einem Europa versunken in der Mutterkatastrophe des ersten Weltkrieges vor über hundert Jahren, und die Operette prägte und beeinflusste auch in der Zwischenkriegszeit den Revue-Film in Hollywood bis hinauf in die Nachkriegszeit.
Wer Operette nicht kennt, oder schon länger keine mehr gehört hat:
Operette ist weder eine Oper, noch eine komische Oper oder gar ein Singspiel, Operette ist geniale Musik, Schauspiel mit Charme und Humor, Tanz gebündelt mit Leichtigkeit und Frische – ein klein wenig Revue, Chanson und Couplet, so die Stars der OMIA über die Operette:
weltentrückt und beseelt, abenteuerlich und leidenschaftlich, euphorisch und trotzdem ein wenig verloren – die geistreiche Leichtigkeit des Seins, einfach Operette!
OMIA fasst nun in Österreich, dem Ursprungsland der Operette, diesen Rohdiamanten „Operette“ neu, und bringt die Melodien von Johann Strauß bis Paul Abraham in drei Teilen.
Der erste Teil widmet sich der Zeit der „Goldenen Operette“ – mit ihren brillanten und weltbekannten Komponisten Johann Strauß und Carl Michael Ziehrer.
Der zweite Teil bezieht sich auf die „Silberne Operette“ des frühen 20. Jahrhunderts mit ihren Superstars Leo Ascher und Leo Fall, und der dritte Teil gedenkt der Emigration vieler Komponisten wie Emmerich Kálmán und Paul Abraham, sowie dem damit verbundenen Ende der Glanzzeit der Operette und dem musikalisch genialen Aufbäumen des „verbliebenen“ Komponisten Franz Lehár.
Das ganze wird nunmehr präsentiert mit moderner Visualisierung und mit den Superstars der Staatsoper, Ildiko Raimondi als Sopran, und Herbert Lippert als Tenor: Wer es in Gmunden nicht sehen kann, dem seien die Aufführungen in Wien, im Gasometer am kommenden Wochenende herzlichst empfohlen.
Wenn Sie dann in Wien sind, so können Sie gleich weitere Superstars, diesmal nicht die Stars der Oper im Einsatz für die Operette, sondern jene des „Wiener Wissens“ gleich anschließend in der nächsten Woche besuchen:
Die Buchpräsentation „Wiener Wissen, über Entwicklungen, Projekte, Impulse“ mit dem Band XXV der Enzyklopädie des Wiener Wissens und der Präsentation des Buches durch den Autor Hubert Christian Ehalt mit Statements zum Wienerischen von Roland Girtler und Klara Löffler findet am
Mittwoch, dem 23. August 2017, um 18 Uhr
im Museum für Volkskunde
in der Laudongasse 15 – 19, 1080 Wien, statt.
Bitte Achtung: Anmeldung ist erforderlich, gerne über: post@vorlesungen.wien.at
Hubert Christian Ehalt, Universitätsprofessor und Jahrzehntelanger Chef der MA7, der Wiener Magistratsabteilung für Wissenschaft und Kultur, hat die „Wiener Vorlesungen“ als geistige Visitenkarte der Stadtpolitik geprägt.
Inzwischen präsidiert er mit demselben Engagement die Freunde der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, und er behandelt „Wiener Wissen“ aus einer interdisziplinären Perspektive und analysiert historische Wissensformen und ihre Entwicklungslinien in Kunst, Kultur und Alltag mit ihren oft ambivalenten Qualitäten.
Zudem wird gezeigt, mit welchen Intentionen und Zielsetzungen, Projekten und Programmen Wissen und Wissenschaft in Wien gefördert werden.
Ein Kapitel beschreibt die „Wiener Vorlesungen“, das Dialogforum der Stadt Wien, als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit; eine Zeittafel stellt die Gestaltung von Wissen und Wissenschaft in Wien in einem historischen Bogen, der von 1945 bis in die Gegenwart reicht, dar.
Dies wird – sicher sehr pointiert – kommentiert von Univ.-Prof. Dr. Roland Girtler (geboren 1941, studierte Jurisprudenz, Ethnologie, Urgeschichte, Philosophie und Soziologie an der Universität Wien. 1971 Promotion, 1979 Habilitation, von 1973 – 1975 an der Universität München, seit 1972 am Institut für Soziologie an der Universität Wien tätig).
Als „vagabundierender“ Kulturwissenschafter verfasst er seit 2004 die Kolumne „Streifzüge“ in der Kronenzeitung.
Buchpublikationen u. a.: Kulturanthropologie. Eine Einführung (2006), Rotwelsch – Die alte Sprache der Diebe, Dirnen und Ganoven (2010), Max Weber in Wien: sein Disput mit Joseph Schumpeter im Café Landtmann, das alte Institut für Soziologie: Paul Neurath, René König und seine übrigen Bewohner nebst dazugehöriger Geschichten über Trinkrituale, Duelle und Ganoven (2013), FARBENSTUDENTEN zwischen Weltbürgertum und Antisemitismus (2016), Streifzug durch den Wiener Wurstelprater (2016), Allerhand Leute (2017).
Statements zum Wienerischen bringt auch Univ.-Prof. Dr. Klara Löffler
(Studium der Volkskunde und Soziologie in Regensburg, Promotion 1996 in Tübingen, 2001 Habilitation in Wien, seit 2001 ao. Universitätsprofessorin am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Freizeit- und Tourismusforschung, Biographieforschung, Methoden und Theorie).
Publikationen u. a.: Wiener Urbanitäten. Kulturwissenschaftliche Ansichten einer Stadt, Hg. gem. mit Brigitta Schmidt-Lauber, Ana Rogojanu und Jens Wietschorke (2013), Über den Hausverstand. Zur Ethnographie des Bauens. In: Johanna Rolshoven, Manfred Omahna (Hg.), Reziproke Räume. Texte zu Kulturanthropologie und Architektur (2015), Arbeit im Lebenslauf. Verhandlungen von (erwerbs-)biographischer Normalität, Hg. gem. mit Therese Garstenauer und Thomas Hübel (2016), Selber machen. Diskurse und Praktiken des „Do it yourself“, Hg. gem. mit Nikola Langreiter (2016)
Sollten Sie die Veranstaltungen des Sommers jedoch nicht erwandern, sondern in einem neuartigen Automobil besuchen, so achten Sie bitte, dass Ihre Assistenten beim bremsen, beim Spur-halten oder ähnlichen Hilfestellungen nicht zu intelligent agieren.
Wie Sie ja wissen, so gibt es auch in Österreich inzwischen Teststrecken für autonomes fahren, was durchaus erfreulich ist.
Auch die österreichische Industrie ist beim autonomen fahren mehr als wettbewerbsfähig, gemeinsam mit unseren Universitäten und Fachhochschulen, sowie den klassischen Zulieferbetrieben aus dem Bereich der KMU, der Klein- und Mittelständischen Unternehmungen.
Die weltweite Diskussion über die notwendigen Rahmenbedingungen ist daher auch im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit bei uns angekommen.
Zur strafrechtlichen Verantwortung beleuchtet diesmal aktuell Michael Rohregger die Vorgaben der derzeit existierenden Rechtsnormen, die bekanntlich – noch – nicht gestatten, dass sich ein Fahrzeug vollautonom bewegt, während wir auf der Rückbank vielleicht Kaffee trinken und Zeitung lesen.
Für alle Damen und Herren, die selbst Auto fahren oder sich der Jurisprudenz widmen beleuchtet Rohregger insbesondere die §§ 6 und 10 des StGB, sowie den § 102 des KFG und die darauf aufbauende Verordnung des BMVIT zu den Rahmenbedingungen des autonomen fahrens.
Er diskutiert, wie juristisch betrachtet „Lenker“ in einem vollautonomen Fahrzeug plötzlich zu „Nutzern“ werden, und wie sich dadurch (auch) die strafrechtlichen Verantwortlichkeiten mehr in Richtung der Betreiber und der Hersteller verschieben.
Michael Rohregger ist als Rechtsanwalt uaa. aktiv im Strafsenat der Fußball-Bundesliga und in der universitären Lehre.
Wer den Beitrag in Ruhe komplett ansehen möchte, der findet ihn in im:
Journal für Strafrecht, Ausgabe Mai (Verlag Österreich),
unter „Autonome Fahrzeuge und strafrechtliche Verantwortlichkeit“
Richtiger Weise schließt der Autor damit, dass „der Gesetzgeber gefordert ist, das bisherige System der Verantwortungszuweisung entlang des technischen Entwicklungsstandes laufend anzupassen, um eine Nutzung der neuen Technologie bei sachgerechter Risikoverteilung zu ermöglichen“ und meint – wohl zutreffend – dass dies „im Prinzip nicht übertrieben schwierig“ ist, aber die Grundsatzfragen autonomer Systeme noch einer Lösung harren….
Damit sind wir wieder bei unseren oftmals diskutierten Fragen.
Wie gehen wir einerseits mit „den autonomen Systemen der autonomen Systeme“ um, und andererseits mit unseren „mental rights“ und unserer „cognitive liberty“ wenn die Grenzen der mentalen Privatsphäre sich auflösen:
Wie behandeln wir also einerseits jene autonomen Systeme, die ihrerseits selbst von autonomen Systemen geschaffen worden sind…
Diese sind vielleicht noch nicht auf unseren Straßen, aber sie erscheinen schon jetzt als mutmaßlich waffenfähige Trojaner der Großmächte im verdeckten Wettlauf um den Cyber-Space, oder auch als Angebot von kreativen Hackergruppen im Darknet – und ganz sicher demnächst im Angebot der großen IT Entwickler, durchaus ehrenwert, beispielsweise in medizinischen Anwendungen … und spätestens übermorgen als Serviceprogramme unserer automatischen Chauffeure…
Andererseits geht es schon jetzt auch sehr konkret um unsere Daten (nicht nur, aber speziell auch) während unserer Fahrten – womöglich telematisch „aus versehen“ abgegriffen aus unseren Smartphones und Datenbrillen, die wir mit Gehirnstrom steuern, so wie dies von Facebook, Apple oder Samsung auf der Basis von EEG angekündigt worden ist … und wenn dann unsere Gehirnstrom-Daten natürlich auch vor Gericht verwendet werden könn(t)en…
Für die zweite Hälfte des Augustes wünschen wir Ihnen daher spannende Lektüren in juristischen Diskussionen, im Cyberspace oder beim stöbern in klassischem Wiener Wissen, und vielleicht kommen Sie sogar dazu, die zweifellos ebenso klassische Brillanz der Operette in Austria neu gefasst zu erleben.
Wir grüßen daher wieder mit besten Sommerwünschen und der Freude über jeden Beitrag sowie dankbar auch für Kritik und alle Hinweise und Anregungen, herzlichst Brigitte Sindelar, Giselher Guttmann, Felicitas Auersperg und Veronika Neubauer als ihr Blogadmin.&-design, sowie mit der Bitte um Milde für alle Fehler und Ungenauigkeiten Madals verantwortlicher Redakteur,und nicht ganz unbefangen mit dem Vorschlag, auch jetzt im fortgeschrittenen Sommer zwischendurch mal die Forschungs-Homepage der SFU zu durchstöbern, als ihr Rüdiger Stix